Pfarrkirche St. Stephan und Oswald
In der Mitte des 8. Jahrhunderts bauten fränkische Mönche von der Marienzelle in Stöttwang aus 3 km östlich eine sogenannte Zellkirche. Die Wahl der Kirchenpatrone St. Stephan und St. Oswald spricht für diese frühe Gründung der Zelle im Osten, also Osterzell.
Am 25. Februar 831 schenkte Kaiser Ludwig der Fromme die Marienzelle Stöttwang mit ihren Besitzungen und Rechten dem Kloster Kempten. Im 9. Jahrhundert entwickelte sich diese Mönchskirche zu einer regelrechten Pfarrei. Um 1180 wurde erstmals eine Steinkirche im romanischen Stil errichtet, die spätestens um das Jahr 1450 gotisiert wurde. 1686 wurde das Langhaus der Kirche erweitert und der Turm durch Aufsetzen der jetzigen Glockenstube zur heutigen Höhe geführt. 1708 erneuerte man den Chor und baute die jetzige Sakristei an.
1733 stiftete der Propst von Rottenbuch der Osterzeller Pfarrkirche einen neuen Hochaltar und ließ ihn durch Anton Erler von Ottobeuren fassen. In den Jahren 1749 bis 1751 erhielt dann die Kirche innen und außen das heutige Gewand im Stil des leichtgefälligen Rokoko. Bauherr war der kunstsinnige Propst Klemens Prasser von Rottenbuch. Das Langhaus wurde nochmals um zwei Meter erhöht und erhielt durch Zimmermeister Nikolaus Meßmer aus Bidingen einen neuen Dachstuhl. Schreiner Franz Schopp aus Osterzell ersetzte die gotische Täferdecke durch ein Gewölbe.
Der berühmte Stuckateur Franz Xaver Schmuzer aus Wessobrunn schmückte Kirchenschiff und Chor mit zierlichen Stuckaturen in Form von Laub- und Blattwerk und zarten Blumengehängen - vor allem Rosen - und setzte dazwischen zahlreiche Engelköpfe. Lukas Schmidt aus Schongau tönte die Stuckarbeiten und belegte die Rosen mit echtem geschlagenem Blattgold. Der weit bekannte Maler Johann Baptist Baader von Lechmühlen gestaltete die kunstvollen Fresken.
1828 fügte man eine zweite Empore ein, auf welche die 1750 von Stöttwang erworbene Orgel eingebaut wurde. Das Orgelwerk passte man 1907 den notwendigen Anforderungen an.
Bei den Außen- und Innenrenovierungen in den Jahren 1952, 1972, 1988-90 und 1996 wurde unter anderem das Dach erneuert, der Fußboden im Langhaus und im Chor neu gepflastert, die Kirchenbänke aus dem Jahr 1739 farblich neu gestaltet und die Altäre überholt. 1990 kamen bei der Sanierung vier Grabplatten der Kaltentaler zum Vorschein, die nun an der Westseite der Friedhofsmauer aufgestellt sind.